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Kanban in der agilen Softwareentwicklung

Im Zusammenhang mit Scrum als Methode des agilen Managements in Unternehmen ist immer wieder auch von Kanban bzw. dem Kanban-Board die Rede. Da diese aus der Autoindustrie herrührende Methode für effektive Materialwirtschaft heute in der Software-Entwicklung und als Instrument im agilen Projektmanagement eine bedeutende Rolle spielt, möchte ich mich in diesem Blogbeitrag einmal intensiver damit auseinandersetzen. Dazu zählen auch meine Praxiserfahrungen im Umgang mit dieser Methode.

Als Toyota dieses System vor Jahrzehnten in seinen Fertigungshallen eingeführt hat, war das Ziel, die riesigen Lagerbestände eng am tatsächlichen Materialverbrauch auszurichten. Zur Verständigung über die jeweils benötigten Kapazitäten innerhalb der Fertigungskette in Echtzeit, reichten die Arbeiter Karten, die sogenannten KanBan (“optisches Signal”), zwischen den Teams weiter. Dies schloss die gesamte Fertigungskette von der Produktionshalle über das Lager und den Zulieferer mit ein. Entsprechend weiterentwickelt, ist dieses System heute immer noch Grundlage der Just-in-Time-Fertigung (JIT).

Klarer Fokus für Software-Entwicklung

Agil orientierte Entwicklungsteams für Software nutzen heute dieselben JIT-Grundsätze, um Arbeitsabläufe zu optimieren, indem sie die Anzahl der Work-in-Progress-Aufgaben der Kapazität des Teams zuordnen. Auf diese Weise kann die Gruppe flexibler planen, Aufgaben schneller erledigen, eine klare Fokussierung erreichen und für Transparenz im gesamten Entwicklungszyklus sorgen.

Der Fokus liegt immer auf der gesamten Wertschöpfung. Ziel ist es unter anderem, die Durchlaufzeiten zu verkürzen und so eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu entwickeln. Kanban kann die Agilität im Unternehmen verbessern – ganz besonders, was den übergeordneten Gedanken der Kultur der kontinuierlichen Verbesserung angeht. Dieser findet in der Philosophie des “Kaizen” seinen Ausdruck. Man könnte es neudeutsch heute auch als konsequentes Innovationsmanagement bezeichnen. Dabei dreht sich auch Kanban jenseits der Methode sehr wohl um die beteiligten Menschen.

Kultur der kontinuierlichen Verbesserung

David J. Anderson hat Kanban als adaptives System für die Softwareentwicklung entwickelt. Das Ziel ist, schrittweise eine Kaizen-Kultur zu festigen, die sowohl ökonomische Ziele verfolgt wie auch soziale Ergebnisse für die Menschen im Betrieb erzielt.

Kanban folgt den drei Prinzipien:

  • Starte mit dem, was du jetzt machst.
  • Verfolge kleine Schritte zum Erreichen einer evolutionären Veränderung.
  • Fördere Leadership auf allen Ebenen der Organisation.

… und definiert sechs Kernpraktiken:

  • Mache Arbeit sichtbar: Visualisierung der Arbeit durch Kärtchen, die an ein mehrspaltiges Kanban-Board (z.B. To Do, Doing, Done) geklebt werden.
  • Limitiere Work in Progress (WIP): Der Engpass blockiert den kompletten Arbeitsfluss. Damit ein Team verlässliche Aussagen darüber treffen kann, wann eine Arbeit fertig ist, muss es die Zahl der gleichzeitigen Aufgaben im Prozess beschränken.
  • Manage Flow: Pull statt Push, Arbeit an Blockaden und Engpässen, miss die Leistung des Systems (Kapazitäten, Abläufe). Definiere Arbeitstypen und Serviceklassen – damit dann SLAs. Wichtig ist Kommunikation, z.B. Daily Standups im Team.
  • Mache Prozessregeln explizit: Ist eine Regel nicht mehr sinnvoll, wird die Regel geändert.
  • Implementiere Feedback-Mechanismen wie Daily Standups, Retros oder Operation Reviews.
  • Führe Verbesserungen basierend auf Methoden und Modellen durch.

Kanban macht Spaß!

Mein persönliches Fazit ist, auch aus den Erfahrungen in Projekten: Kanban ist grundsätzlich schnell zu verstehen und macht Spaß. Durch die Visualisierung und den Fokus auf den Ist-Stand eines Ablaufes sind alle Beteiligten schnell dabei. Somit ist wenig Aufwand nötig, um die Methode zielführend einzusetzen.

Daher höre ich öfter, dass in Unternehmen mit Kanban begonnen wird, um Agilität einzuführen, wenn Scrum zu „groß“ erscheint.  Das stimmt dann insofern nicht ganz, weil Kanban eher den Mindset, also die gedankliche Grundhaltung für den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung einführt. Die anfängliche Skepsis gegenüber Scrum liegt meiner Erfahrung nach auch eher in der Befürchtung begründet, dass man die Rollen nicht besetzt bekommt oder die Sprintdauer zu kurz erscheint.

Die Erfahrung hat allerdings gezeigt, dass im Bereich der IT  die typischen Werkzeuge aus dem Umfeld der Agilität wie z.B. die Jira von Atlassian-Software und auch Kanban-Boards den kürzesten Weg zu zielgenauen Ergebnissen genauso unterstützen wie Scrum als Methode.

Kanban in der Selbstorganisation

Auch wenn es auf den ersten Blick einfach aussieht, steckt viel mehr drin, wenn man ein Kanban im Unternehmen schrittweise immer weiter ausbaut. Es gibt z.B. zusätzliche Meetings (z.B. Queue Replenishment Meetings), verschiedene Metriken (u.a. zur Messung der Durchlaufzeit oder Blockaden) und vieles mehr. Es wird also so schnell nicht langweilig auf dem Weg der kontinuierlichen Verbesserung.

Kanban kann auch hervorragend in der Selbstorganisation eingesetzt werden oder z.B. auch im Seminar als Methode für den Überblick ( To Do – Doing – Done ).

» Hier geht’s zum Buch

Als passendes Buch dazu empfehle ich: Klaus Leopold/Siegfried Kaltenecker: Kanban in der IT – Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung schaffen, Hanser-Verlag 2012, 315 Seiten, ISBN 978-3446430594